Heimatmuseum Elkeringhausen

“Ich bin ein Opfer meiner Sammelleidenschaft” – Bericht Westfalenpost 13.3.2016

Elkeringhausen. Ein Hotelier aus Elkeringhausen hat sein Gästehaus in ein Museum verwandelt.

Wenn es um ausgefallene Ideen und Aktionen geht, ist Ed Leenaert (59) immer vorn dabei. Aber dass ein Hotelier sein Haus zu einem „Museum“ umfunktioniert, ist schon ungewöhnlich. „Ich bin ein Opfer meiner Sammelleidenschaft“, meint der 59-Jährige schmunzelnd. Natürlich läuft der Betrieb im Landhotel Grimmeblick ganz normal, nur das Interieur ist eben anders als in anderen Gästeunterkünften. Aber der Reihe nach.

Vor 27 Jahren eröffnete Ed Leenaert sein Hotel in Elkeringhausen. Schnell sammelten sich Antiquitäten und Liebhaberstücke aus dem Dorfleben und aus aller Welt an. „Diese Leidenschaft habe ich von meiner Mutter geerbt. Sie konnte auch schönen, alten Dingen nicht widerstehen“, meint der 59-Jährige. Viele seiner Exemplare, von alten Scherben, Nägeln, prähistorischen Werkzeugen und Versteinerungen, die er in einer alten Ringwallanlage in der Nähe gefunden hat, bis zum Handwerkszeug fast ausgestorbener Berufe wie Schnitzer, Korbflechter, Schuster, Schmied und Drechsler, waren lange Jahre im Haus des Gastes in Holzkästen ausgestellt. Nach der Schließung des Hauses mussten die „Schätzchen“ woanders untergebracht werden. „Da ich in meinem Hotel eh schon viele Sache ausgestellt hatte, habe ich mir gedacht, das passt dort auch noch hin.“ Gesagt, getan. Aber völlig unüberlegt und ungeordnet wollte Leenaert nicht an die Sache rangehen. „Ich habe mir daher alarmgesicherte Vitrinen in einem Seitengang des Hauses anfertigen lassen und dort alles untergebracht.“

Zwei originale Kiepen, eine aus Weidengeflecht und eine aus Holz mit Schubladen – um 1900 angefertigt – fallen sofort ins Auge. Hinzu kommen Dutzende alter Bügeleisen, Kaffeemühlen, ein Landarztkoffer, zu dessen Ausrüstung auch Rosenkranz und Weihwasserstab gehörten, alte Röntgenbilder, Medizingläschen, Bücher über Heimat- und Sittenlehre, uralte Postkarten und Stempel von Elkeringhausen, Löscheimer, die laut Vorschrift der damaligen Zeit immer gefüllt sein mussten, und Baugenehmigungen und Zeichnungen vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Eine Sammlung historischer Kochbücher komplettiert die Vitrinenschau. Leenaerts Lieblingsstück ist ein handschriftliches Rezept für „Schweinssülze à la Küstelberg“ der bekannten Kochbuchautorin Henriette Davidis. „Veröffentlicht hat sie es in ihrem „Praktischen Kochbuch für die Deutschen in Amerika“ aus dem 19. Jahrhundert“, erklärt er stolz. Doch damit nicht genug.
„Schweinssülze à la Küstelberg“

Praktisch im gesamten Haus sind nostalgische Dinge zu entdecken. Dazu gehören auch der Ofen aus der Backstube, den die Gäste im Frühstücksraum bewundern dürfen, und sage und schreibe 90 wertvolle Musikinstrumente aus aller Welt, die der 59-Jährige teilweise an den Wänden des Restaurants als Dekoration befestigt hat.

Und was sagen die Gäste des Hauses dazu? „Entweder sie lieben es oder sie kommen erst gar nicht zu uns“, meint Ed Leenaert schmunzelnd. „Wir stellen das Haus auf der Homepage vor, so dass die Besucher genau wissen, wo sie ihren Urlaub verbringen.“ Natürlich sei das Ambiente in seinem Hotel nicht so stylish wie in den meisten anderen Häusern heutzutage, aber dafür sehr individuell und einmalig. „Dieses Hotel erzählt Geschichte. Und vielen Gästen sagt das zu. Wenn die Stammgäste wiederkommen, schauen sie sofort nach, was ich Neues gesammelt habe.“

Aber damit immer noch nicht genug. Denn im Keller gibt es Erstaunliches über die Bergmannswelt in Elkeringhausen, die Zeche Elend, wo man bis zum 1. Weltkrieg noch Erz abbaute, zu bewundern. So hat Leenaert die Kegelbahn in ein Bergwerk, teilweise mit Originalutensilien, ummodelliert.

Draußen vor dem Haus prangt ein Schild: „Landhotel und Museum“. Wer Lust hat, kann einfach mal reinschauen. Und wenn der Chef Zeit hat, übernimmt er die Führung sogar persönlich. Anekdoten gibt es dabei in Hülle und Fülle.

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Hotelier aus Elkeringhausen sammelt „Schätzchen“ aus Winterberg und aller Welt

Elkeringhausen. Dass zur Ausrüstung eines Landarztes einst Rosenkranz und Weihwasserstab gehörten oder jeder Haushalt die behördlich auferlegte Pflicht hatte, ständig einen gefüllten Löscheimer bereit zu halten, sind tolle Anekdoten aus dem Sauerländer Alltagsleben von anno dazumal. Ed Leenaert stellt die dazugehörigen Exponate jetzt im Landhotel Grimmeblick aus.

„Schmale Gasse“ nennt Ed Leenaert augenzwinkernd seinen lang gestreckten Ausstellungsraum. Zahlreiche Stücke haben dort Platz in Glas- und Holzvitrinen gefunden. Doch eigentlich erstreckt sich die Schau fast übers gesamte Hotel, denn auch in anderen Räumen entdecken Besucher nostalgische „Schätzchen“ aus der Vergangenheit. „Zum Beispiel haben wir Utensilien aus der alten Dorfbäckerei, darunter Schwefelhölzer aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts, aber auch Baugenehmigungen und -zeichnungen ausgestellt. Den dazugehörigen Ofen aus der Backstube können Gäste im Frühstücksraum bewundern.“ Schon oft staunten Gäste über die üppige Dekoration im Landhotel Grimmeblick. „Jetzt habe ich Nägel mit Köpfen gemacht und das Haus quasi offiziell in eine Art Museum verwandelt“, lacht Inhaber Ed Leenaert. Allein 90 Musikinstrumente aus aller Welt schmücken die Wände des Restaurants – darunter welche, die schon gar nicht mehr gebaut werden. Die passende Story hat der Hotelier parat: „Von 1958 bis 1976 war in Elkeringhausen eine Musikgruppe aktiv, die zur Unterhaltung der Gäste aufspielte.“

 

Kiepenkerle in Elkeringhausen

Leenaert steckt voller solcher Geschichten und gibt gerne den Guide. So weiß er zu berichten, dass es in Elkeringhausen einst eine Schule gab und dass die Menschen in den Wintermonaten Wäscheklammern oder Schuhnägel herstellten, die sie im Sommer als wandernde Händler – bekannt als „Kiepenkerle“ – verkauften. In diesen Zusammenhang passt seine neueste Errungenschaft: Zwei originale Kiepen, eine aus Weidengeflecht aus der Zeit um 1904, und eine Holzkiepe mit Schubladen aus 1892. Seine Sammelleidenschaft hat der gebürtige Niederländer, der seit 27 Jahren in Winterberg lebt, von seiner Mutter geerbt. „Sie hat zum Beispiel fanatische Bügeleisen zusammengetragen, und mehr als 30 Exemplare sind bei uns zu sehen – sie verkörpern im Grunde die komplette Geschichte der Industrialisierung.“ Sein Großvater war Arzt und von ihm stammt ein alter Landarztkoffer. Dazu gesellen sich unter anderem ein Büchlein von 1804 über Heimat- und Sittenlehre, alte Röntgenbilder oder auch winzige Gläschen für Medizin.

 

Eintritt in Ausstellung ist frei

Gäste erfahren Wissenswertes über die Zeche Elend bei Elkeringhausen und bestaunen Bergmannsleuchten aus der Römerzeit bis in die 1980er- Jahre, teils als Repliken, teils als Originale. Interessant sind auch die Entwicklung der Elkeringhauser Feuerwehr, Ausstellungsstücke aus der ehemaligen Poststelle wie Stempel und Postkarten sowie ein Blick auf die für die aus touristischer Sicht so wichtige Wintersporthistorie. Aus dem Schieferfeld rund um den Borberg, einer alten Ringwallanlage, stammen Trilobiten aus der Urzeit, Versteinerungen und prähistorische Werkzeuge. Auf seinen Spaziergängen hat Ed Leenaert selbst viele solcher Funde gemacht. Prunkstück bei den Kochbüchern ist ein handschriftliches Rezept für „Schweinssülze à la Küstelberg“ der Kochbuchautorin Henriette Davidis. Veröffentlich hat sie es in ihrem „Praktischen Kochbuch für die Deutschen in Amerika“ aus dem 19. Jahrhundert. Gäste und Einheimische können sich die Sammlung zu den Öffnungszeiten des Hauses anschauen. Der Eintritt ist frei.


Pressebericht vom 1. März 2016 im Sauerlandkurier